Gastronomia. Eine Bibliographie
Ein Handbuch für Sammler und Antiquare.Weiss, Hans U.: Gastronomia. Eine Bibliographie der deutschsprachigen Gastronomie 1485-1914. Ein Handbuch für Sammler und Antiquare Bibliotheca Gastronomica
Wer als Kochbuchsammler in Zürich ist, dem empfehle ich einen Besuch des Antiquariats Bibliotheca Gastronomica von Hans U. Weiss. Er eröffnet den seltenen Blick in die Welt der kostbaren historischen Kochbücher. Hans Weiss führt sein Antiquariat im 3. Stock einer Villa in einem idyllischen Wohngebiet Zürichs. Zu seiner Profession kam über einen beruflichen Umweg, der viele Möglichkeiten eröffnete. Während seiner Tätigkeit als Ausbilder für das Kabinenpersonal bei der Swiss Air besuchte er Kochbuchantiquariate auf der ganzen Welt, bis er aus der Leidenschaft für historische Kochbücher seinen Beruf machte. In den 70er Jahren schrieb er die erste Bibliographie der deutschen Kochbücher, Gastronomia, ermutigt durch seinen Mentor, dem Kochbuchsammler Harry Schraemli: Sein 700 Seiten-umfassendes Werk gibt Auskunft über deutsche Kochbücher, die von 1485 bis 1914 erschienen sind. Hans Weiss eigener Bestand an historischen Kochbüchern umfasst heute an die 10.000 Exemplare. Sein persönliche Interesse gilt weniger den Rezepten („Das wiederholt sich!“) als vor allem der Kulturgeschichte. Die Käufer sind passionierte Sammler, Museen und Gastronomen, erzählte er. Er selbst schreibt über das Motiv von Sammlern historischer Kochbücher (mit einem Wert bis zu 30.000 SFr): “Da ist einmal der Sammlerinstinkt, wie er bei jeder Sammlertätigkeit vorkommt. Eine Philatelist klebt seine Basler Taube auch nicht auf einen Brief und trägt ihn zum nächsten Briefkasten. Ein wichtiger Anreiz zum Sammeln ist auch das Suchen nach der Vergangenheit. Man möchte mehr wissen über seine Vorfahren: Wie lebten sie, und was aßen sie?“ (aus: Alte Kochbücher von Hans. U. Weiss). Eine der schönsten Kochbuchsammlungen hat der Schweizer Harry Schraemli besessen. Als sie bei Sotheby in London versteigert wurde, dauerte die Auktion vier Tage. In seinem Sortiment befindet sich auch das Nürnbergisches Kochbuch von Susanne Endter, erschienen um 1700. Es ist kulturhistorisch so wertvoll, weil hier erstmalig Rezepte der französische Hofküche des Francois Massialot zu Zeiten Ludwigs XIV auf Deutsch erschienen. Die Autorin war die Ehegattin des Nürnberger Verlegers. Der Antiquar erzählte, dass zurzeit weniger die Klassiker der Kochbuchgeschichte gesucht seien („Die hat bereits fast jeder ernsthafte Sammler!“) als vielmehr Kochbücher aus dem 18. und 19. Jahrhundert mit speziellen, fast skurrilen Themen. Ihn selbst interessieren besonders die Tranchier-Bücher. Die Italiener wären hierfür die Meister gewese In seinem Artikel Alte Kochbücher hat Herr Weiss noch einige Empfehlungen für den Aufbau einer Sammlung historischer Kochbücher zusammen gefasst: „Die billigste Art ist es, bei Verwandten und Freunden betteln zu gehen. Diese Quellen dürften alsbald versiegen. Als nächste Quelle wäre der Fachhandel zu nennen. Beinahe jedes Antiquariat führt solche Bücher, wenn auch die Auswahl oft sehr klein ist. Besser ist es sich mit einem spezialisierten Antiquariat in Verbindung zu setzen. Die Preise sind sicher nicht die billigsten, dafür gibt es auch keine Phantasiepreise…Weitere Einkaufsmöglichkeiten sind Buchauktionen… Weitere Einkaufsmöglichkeiten sind Flohmärkte und Trödler. Diese Art ist erst zu empfehlen, wenn der Sammler einiges Wissen und einige Erfahrung hat. Besser ist es, wenn der Sammler einen Wissensvorsprung auf den Händler hat…“ Zu dem Wert eines Buches schreibt er: „Um den Wert eines Buches beurteilen zu können, sind verschiedene Kriterien zu beachten. Da ist einmal das Buch an sich. Wie ist es gestaltet, wie gebunden, hat es Illustrationen (Kupfer- oder Holzstiche)? Wie alt ist es? Diese Kriterien gelten übrigens für alle Art Kategorien von Büchern. Nur ein Kochbuch, das vor dem Jahr 1850 gedruckt wurde, kann wirklich als alt gelten. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts erreichten die Bücher sehr hohe Auflagen. Der Zustand eines Buches ist von grosser Wichtigkeit…Generell gilt auch bei Kochbüchern, dass Erstausgaben höher bewertet werden, als spätere Ausgaben. Ein weiterer wichtiger Preisfaktor ist auch der Seltenheitswert eines Buches.“